In "Power", dem zweiten Roman von Verena Güntner, folgen wir der Protagonistin Kerze und ihrem Rudel in den Wald, um den davongelaufenen Hund ihrer Nachbarin, der "Frau Hitschke", zu suchen. Eine Geschichte, die das Machtgefüge im Dorf offenlegt und von Elementen des Sonderbaren, wenn nicht Phantastischen durchsetzt ist.
Ein furioser Roman über das Verschwinden und die mitreißende und mit großer Emotionalität erzählte Geschichte einer Radikalisierung. Im Zentrum die unbeugsame Kerze, eine Figur, die man nicht vergisst.
Im Laufe des Romans erhält der Titel eine zweite Bedeutung in dem Sinne, dass sein Name für die Kraft steht, die vom entlaufenen Hund der Hitschke ausgeht. Mit aller Macht zieht die Suche nach Power die Kinder aus der Dorfgemeinschaft hinaus in den Wald. Später stehen sie den Erwachsenen, die sie wieder in die heimischen Häuser holen wollen, kraftvoll entgegen und schlagen diese in die Flucht.
Egal ob aus der Stadt oder anderen Dörfern: Auch viele Erwachsene versuchen, sich Kerzes Rudel anzuschließen, um wieder „ursprünglicher“ zu leben. Keiner darf bleiben: „Sie suchen was, was wir nicht haben.“
1. Die Autorin
Verena Güntner, 1978 in Ulm geboren, ist nach ihrem Schauspielstudium an verschiedenen Theatern sowie in Film- und Fernsehrollen aufgetreten. Sie nahm 20. Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin teil und belegte 2013 den dritten Platz beim MDR-Literaturpreis. Im selben Jahr nahm sie auf Einladung des Jurors Paul Jandl an den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt teil und gewann beim Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis den Kelag-Preis. 2014 erschein beim Verlag Kiepenheuer & Witsch ihr Romandebüt „Es bringen“, der mit dem deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet und für die Bühne adaptiert wurde. Nach Arbeitsstipendien des Berliner Senats sowie der Kulturstiftung Thüringen erschien bei DuMont mit „Power“ ihr zweiter Roman. Mit „Power“ wurde Güntner 2020 für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.2. Der Klappentext
Die eigensinnige Kerze lebt mi ihrer Mutter in einem kleinen Dorf. Eines Tages geht Power verloren, der Hund ihrer Nachbarin, und Kerze verspricht, ihn zu finden. Eine schonungslose Suche beginnt, der sich immer mehr Kinder anschließen. Als die Kinder schließlich im Wald verschwinden, erklärt die Dorfgemeinschaft den Ausnahmezustand.Ein furioser Roman über das Verschwinden und die mitreißende und mit großer Emotionalität erzählte Geschichte einer Radikalisierung. Im Zentrum die unbeugsame Kerze, eine Figur, die man nicht vergisst.
3. Der Titel
Hinter dem Titel des Romans, „Power“, steckt kein Mysterium. Power heißt der Hund von Frau Hitschke, einer Nachbarin der Protagonistin Kerze, der eines Tages davonläuft und nicht mehr wiederkommt. Erst sehr spät im Buch wird die Herkunft des Hundenamens aufgelöst. „Die Hitschke“, wie sie im Dorf nur genannt wird, ist eine alleinstehende Frau, der nach dem Verschwinden ihres Mannes nur noch der Hund geblieben ist. Von den Dorfbewohner*innen wird „die Hitschke“ weitestgehend gemieden, mit Kerze aber hat sie eine Verbindung, da sie auf diese als Kind aufgepasst hat. So weiß sie auch, dass Kerze den Auftrag, Power zu finden, annehmen wird.Im Laufe des Romans erhält der Titel eine zweite Bedeutung in dem Sinne, dass sein Name für die Kraft steht, die vom entlaufenen Hund der Hitschke ausgeht. Mit aller Macht zieht die Suche nach Power die Kinder aus der Dorfgemeinschaft hinaus in den Wald. Später stehen sie den Erwachsenen, die sie wieder in die heimischen Häuser holen wollen, kraftvoll entgegen und schlagen diese in die Flucht.
4. Der Clou
Kerze, die Heldin des Romans, ist eine Person, die zu ihrem Wort steht, Versprechen hält und noch jeden ihrer Aufträge erfüllt hat. Um „Power“ zu finden ergreift die eigenwillige und eigentümliche Kerze, deren Sprache von altklugen Sinnsprüchen durchsetzt ist, zu ungewöhnlichen Mitteln. Nachdem die Suche an verschiedenen Orten im Dorf keine Ergebnisse hervorgebracht hat, konzentriert sich Kerze bei ihrer Suche auf den Wald. Schon bald hat sie mit den Dorfkindern ein ganzes Rudel hinter sich versammelt, das frei nach alter Detektivmanier - um einen Täter zu überführen, muss man denken wie ein Täter - fortan auf allen Vieren, kläffend wie Köter den Wald durchforstet.5. Die Stelle
„Zu was bin ich überhaupt in der Lage?“, sagt der Mann, der ein junger Mann ist, obwohl er Kerze unendlich alt erscheint. „Als ich auf dem Weg hierher die Bauernhöfe sah, die schweren Geräte, die blühenden Felder, und mir vorstellte, dass dort ein Bauer wohnt, der es hinkriegt, dass dort etwas wächst, der Kühe versorgt oder Schafe, der daraus Käse herstellt und Joghurt, wurde ich auf einmal furchtbar müde, weil ich nicht weiß, wie all das geht und wo man die Kraft dafür hernimmt.“ Er dreht den Kopf zu Kerze. „Ich würde gerne bei euch mitmachen. Geht das?“Egal ob aus der Stadt oder anderen Dörfern: Auch viele Erwachsene versuchen, sich Kerzes Rudel anzuschließen, um wieder „ursprünglicher“ zu leben. Keiner darf bleiben: „Sie suchen was, was wir nicht haben.“
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